Die gemeinnützige Organisation 180 Grad Wende wurde am 10. Dezember 2019 in Madrid als einziges deutsches Projekt mit dem Intercultural Innovation Award ausgezeichnet.
Der Intercultural Innovation Award wird alle zwei Jahre von der United Nations Alliance of Civilizations (UNAOC) und der BMW Group vergeben. Insgesamt hatten sich diesmal mehr als 1.200 Kandidaten aus 128 Ländern beworben. 180 Grad Wende gehört zu den zehn Gewinnern, die von einer unabhängigen Jury ausgewählt wurden. Neben dem Preisgeld erhält die Initiative für ein Jahr Unterstützung in Form von Coachings und Workshops seitens der BMW Group.
„Vor sieben Jahren dachten wir: Um das Abdriften junger Menschen zu stoppen, braucht es eine positive, zivilgesellschaftliche Gegenbewegung. Mit der Initiative 180 Grad Wende haben wir den Grundstein dafür gelegt“, sagt Mimoun Berrissoun, Leiter der Initiative. 180 Grad Wende möchte ihr Engagement ausweiten. Dafür bekommt sie jetzt zusätzliche namhafte Unterstützung.
„Es ist uns ein Anliegen, mit dem Intercultural Innovation Award herausragende soziale Initiativen wie die 180 Grad Wende weiter zu fördern und ihren Beitrag für die kulturelle Vielfalt unserer Gesellschaft nachhaltig zu sichern.“
– Bill McAndrews, Leiter Marktkommunikation BMW Group
„Wir freuen uns, dass auch in diesem Jahr eine Initiative aus Deutschland unter den Preisträgern ist. Gemeinsam mit der UNAOC werden wir 180 Grad Wende ganz gezielt bei der Entwicklung eines Geschäftsmodells unterstützen. Es ist uns ein Anliegen, mit dem Intercultural Innovation Award herausragende soziale Initiativen wie die 180 Grad Wende weiter zu fördern und ihren Beitrag für die kulturelle Vielfalt unserer Gesellschaft nachhaltig zu sichern“, erklärt Bill McAndrews, Leiter Marktkommunikation BMW Group.
180 Grad Wende: eine wachsende Bewegung gegen Radikalisierung
Ein einschneidendes oder traumatisierendes Erlebnis, ein Bruch in der Biografie: „Es sind immer ähnliche Gründe, die junge Menschen empfänglich für die Botschaften von Extremisten, Fanatikern oder Kriminellen machen“, sagt Mimoun Berrissoun. „Sie verlieren den Anschluss in der Schule, haben familiäre Probleme oder fühlen sich nicht als Teil der Gesellschaft.“ So entstünden Frust, Perspektiv- oder Orientierungslosigkeit – da hätten extremistische oder kriminelle Gruppen leichtes Spiel. Hier setze die Initiative 180 Grad Wende an und fange junge Menschen vor dem Abrutschen auf. „Wir sagen ihnen, dass sie etwas aus ihrem Leben machen sollen – allen Widerständen zum Trotz. Dass sie aktiv die Gesellschaft mitgestalten und die Chancen nutzen sollen, die ihnen zur Verfügung stehen. Und wir unterstützen sie dabei, diese Chancen wahrzunehmen.“
Junge Menschen helfen jungen Menschen
Seit 2012 entwickelte sich 180 Grad Wende von einer lokalen Initiative zu einer Bewegung, die sich mit ihrem wirksamen und präventiven Engagement gegen Radikalisierung und Kriminalität über die Grenzen Deutschlands hinaus einen Namen machte. Dabei verfolgt 180 Grad Wende einen authentischen und innovativen Ansatz: „Das Kernkonzept besteht darin, dass junge Menschen andere junge Menschen an die Hand nehmen, Perspektiven aufzeigen und ihnen helfen, ihr Leben positiv zu gestalten“, erklärt Berrissoun. Die Initiative verstehe sich als Schnittstelle zwischen bestehenden Angeboten und Jugendlichen, die von herkömmlichen Institutionen nicht direkt erreicht würden. „Die von uns ausgebildeten Multiplikatoren, Mentoren und Coaches haben einen guten Zugang zur Zielgruppe, weil sie beispielsweise dieselben kulturellen Hintergründe haben oder im selben Stadtteil aufgewachsen sind. Sie können ihre Situation oft nachempfinden und begegnen ihnen somit auf Augenhöhe.“
Hilfe für mehr als 3.900 Menschen
Hunderte junge Menschen erreicht 180 Grad Wende jährlich – auf der Straße, in Schulen, Moscheen und auch in Haft. Viele von ihnen sind mittlerweile selbst als Multiplikatoren oder Coaches für die Initiative tätig. So wurden bisher mehr als 400 Menschen aus 23 Ländern in elf Städten für ein Engagement im 180-Grad-Wende-Netzwerk gewonnen. Sie halfen bereits mehr als 3.900 jungen Menschen und unterstützten diese bei deren eigener 180-Grad-Wende. Seit 2017 baut die Initiative ein Netzwerk aus ehrenamtlichen „Keepers“ in verschiedenen Städten in NRW auf. „Keepers sind Ehrenamtliche, die ein ähnliches Engagement wie das der 180 Grad Wende in ihrer eigenen Stadt starten möchten. Wir unterstützen sie mit unserer Erfahrung, die wir in den vergangenen Jahren sammeln konnten“, sagt Berrissoun. Dazu zählten unter anderem ein gutes Durchhaltevermögen und Kreativität für die Lösungsfindung in schwierigen Situationen.
Unterstützung durch Ehrenamtliche und Partner
„Möglich ist all das dank dem unermüdlichen Engagement unserer Ehrenamtlichen, die viel Zeit und Herzblut in diese Arbeit stecken“, hebt Berrissoun hervor. Die Freiwilligen unterstützten Jugendliche mit Nachhilfe, leiteten Gesprächskreise für Inhaftierte, böten Ausbildungs- und Berufsberatung und Frauen-Empowerment-Kurse an. „Ohne diese Menschen würde 180 Grad Wende nicht funktionieren.“
Auch von staatlichen Stellen und städtischen Institutionen erhält die Initiative umfangreiche Unterstützung. In Trainings werden die Jugendlichen für Gefahren sensibilisiert und erfahren, wie sie selbst Menschen in ihrem Umfeld helfen können. In Kooperation mit der Polizei Köln lernen sie, Zivilcourage zu zeigen, ohne sich in Gefahr zu begeben. Im Kölner NS-Dokumentationszentrum setzen sie sich mit demokratischen Werten auseinander.
Weitere Infos zum Intercultural Innovation Award findest du hier.