Im 180 Grad Wende „Pluskurs“ erhalten junge Menschen Beratung bei der Berufs- und Ausbildungsplatzsuche. So auch Amin. Durch die Auswirkungen der Pandemie musste sein aktueller Ausbildungsbetrieb 2021 zu seinem dritten Lehrjahr schließen. Uns hat er von den Höhen und Tiefen seiner Ausbildungsplatzsuche, den Auswirkungen der Pandemie und der Unterstützung durch den „Pluskurs“ erzählt.

Lieber Technik statt Verwaltung: Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann nach drei Monaten abgebrochen

Ich bin Amin, ich bin 25 Jahre alt, lebe in Köln-Kalk und mache gerade eine Ausbildung zum Industriemechaniker.

Ich habe mein Fachabitur mit Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung gemacht und dann eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann angefangen. Die Ausbildung war leider nichts für mich. Ich hab schnell gemerkt: Ich fühle mich hier nicht so wohl und hab die Ausbildung dann nach drei Monaten abgebrochen.

Danach habe ich beim Flughafen gearbeitet und musste in Kalk immer in die S-Bahn umsteigen. Da hab ich Alparslan von 180 Grad Wende getroffen. Wir kannten uns ein wenig von früher und haben dann kurz geredet. Er hat mich gefragt, was ich mache und hat mir von der Beratung im Pluskurs erzählt und mir eine Visitenkarte gegeben.

Ausbildungssuche und Beratung mit dem Pluskurs

Ein wenig später habe ich mich dann dort gemeldet, erst telefonisch und dann bin ich im Büro in Kalk vorbeigekommen. Da waren wirklich viele Leute da!

Ich hab dann ein bisschen erzählt, von meiner schulischen Laufbahn, dass ich eine Ausbildung angefangen und abgebrochen habe und dass ich eine Ausbildung zum Industriemechaniker machen möchte.

Ich hatte in der neunten Klasse ein Praktikum als Industriemechaniker gemacht und fand das richtig cool, wie die Leute da jeden Freitag mit ihren Werkzeugen rausgegangen sind und die Maschinen repariert haben. Das wollte ich auch.

In der Berufsschule hatten wir damals eine Beraterin und sie hatte mir von der Ausbildung zum Industriemechaniker abgeraten. Sie hat mir dann mehr die Richtung Einzelhandelskaufmann empfohlen. Das hab ich dann ja auch gemacht aber schnell gemerkt: Das ist nichts für mich. Ich möchte lieber etwas Technisches machen.

Höhen und Tiefen bei der Ausbildungssuche

Also bin ich dann jeden Freitag zum Pluskurs gegangen. Wir haben meine Bewerbungsunterlagen optimiert. Erst musste ich viel Zeit investieren: Mein Anschreiben komplett erneuern, meinen Lebenslauf überarbeiten, dann Stellen suchen, wo ich mich bewerben konnte. Das war ein bisschen Neuland für mich und nicht so einfach. Auch, weil ich ja von einem Fachabitur mit Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung zu einem technischen Beruf übergegangen bin, aber im Pluskurs hab ich Unterstützung bekommen und es hat auch Spaß gemacht. 

Im Pluskurs trifft man quasi Freunde, da sind ja viele Gleichgesinnte, die auch das Ziel haben eine Stelle zu finden. Es ist eher so wie ein Jugendzentrum, es ist sehr locker.

„Der Plurskurs war wie eine Stütze für mich. Sei es beim Schreiben von Bewerbungen oder wenn man mal einen schlechten Tag hatte – oder eine schlechte Woche. Oder wenn man demotiviert war durch die ganzen Absagen. Dann wird man immer wieder motiviert: ‚Du kriegst das schon hin!‘, und am Ende klappt es auch.“

Manchmal habe ich sogar selber mein Anschreiben geschrieben. Das erwartet Alparslan auch von einem. Dass man selber Initiative ergreift und dann später nur noch gemeinsam korrigiert. Da sind ja teilweise 15 Leute im Pluskurs, manchmal mehr, manchmal weniger.

Wir haben dann nochmal drüber geguckt, dass da nichts drin steht, was ich nicht gemacht habe, sondern dass es authentisch ist, dass ich beim Bewerbungsgespräch dann widerspiegeln kann, was ich geschrieben habe.

Am Anfang war alles sehr mager, leider. Ich habe Bewerbungen geschickt und auch ein paar Einladungen zu Vorstellungsgesprächen oder Eignungstests bekommen, aber es hat nie richtig geklappt.

Trotz vieler Rückschläge: Immer positiv bleiben und kleine Schritte machen – dann klappt’s!

Bei einem Unternehmen war es ganz knapp! Die hätten mich fast genommen, aber weil ich ja Fachabi mit Wirtschaft und Verwaltung hatte, meinten sie, da ist noch eine Unsicherheit. In der Firma hab ich dann explizit ein Praktikum als Industriemechaniker gemacht. Dafür hab ich mir zwei Wochen Urlaub in meinem Job genommen.

Ich hab dann auch einen Praktikumsbescheid bekommen und der Meister meinte, es sieht gut aus; für dieses Jahr waren aber schon alle Plätze in dem Unternehmen vergeben. Den Praktikumsbescheid habe ich dann bei anderen Bewerbungen mitgeschickt und dann hat es geklappt. Jetzt sitze ich mit den Jungs, die die Stelle bei dem Unternehmen mit dem Praktikum bekommen haben in der gleichen Klasse!

„Ich kann nur jedem raten ein Praktikum zu machen. Klar, es ist unbezahlt, es ist nicht immer cool, aber du kriegst einen Einblick und das zeigt Interesse. Das zeigt, dass Du das Umfeld gesehen hast und das ist sehr wichtig für Unternehmen. Ich würde sogar sagen, das ist noch wichtiger als die Noten selber.“

Corona-Pandemie: Der Ausbildungsbetrieb schließt

Ich hab ja dann 2019 mit der Ausbildung angefangen und dann im ersten Berufsschuljahr – wir hatten Blockunterricht – hat das angefangen mit Wuhan und Corona. Da hab ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht, um ehrlich zu sein. 

Erst später, so ab März, April hab ich mir Gedanken macht, dann im ersten Lockdown. Da mussten die Firma für ein paar Wochen schließen und danach sollten wir Azubis nur für zwei Tage in der Woche reinkommen und drei Tage zu Hause arbeiten. Da haben wir dann viel theoretisches gemacht zu Hause und Power Point Präsentationen gehalten.

Dann kam Ende des Jahres wieder ein Lockdown und als wir dann zurückkamen, so Anfang 2021, hieß es dann: „Wir machen zu“. Die Firma schließt 2021 und ich musste dann halt gucken, wo ich meine Ausbildung weiterführen kann. Am Anfang war ich wieder so: „Ach, hm, wird schon… Vielleicht finden die mir was.“

Im April hieß es dann: „Ihr müsst euch selber bewerben“, und dann habe ich nicht lange gefackelt, sondern direkt den Hörer in die Hand genommen. Ich kannte ja schon viele Unternehmen vom Pluskurs. Ich hab dann natürlich auch wieder viele Absagen bekommen und das hat mich ein bisschen runtergezogen.

Ausbildungssuche zum dritten Ausbildungsjahr: Erneut im Plurskurs

Dann hab ich mich bei Alparslan gemeldet und wir haben uns wieder hingesetzt, meine Unterlagen überarbeitet und ich hab mich wieder neu beworben. Das hat dann zwei Monate gedauert, bis ich meine jetzige Ausbildungsstelle gefunden habe.

Da hat Alparslan mir wieder unter die Arme gegriffen. Dieses Mal waren wir aber viel strukturierter, ich kannte das ja alles schon.

Alparslan hat dann nur noch mal drüber geguckt, ob alles super ist und wir haben das dann abgeschickt. Es war auf jeden Fall einfacher mit dem Pluskurs, weil man sonst schon so viel um die Ohren hatte und der Pluskurs einem das Ganze erleichtert hat.

„Mein Tipp an alle ist einfach durchzuhalten. Auch wenn es schwer ist. Es gibt immer so ein paar schwere Wochen und Monate im Leben, aber einfach durchhalten und durchziehen.

Ich kann jedem nur raten eine Ausbildung zu machen. Klar klingt das erstmal wenig. 800€ im Monat. Aber man muss auch dran denken, was du im Endeffekt später davon hast. Du musst an die Zukunft denken.  Ich sag immer: Ich arbeite jetzt für die Zukunft.“